Für ein Jahr höchster Dübendorfer
- Glattaler

- 11. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Sept.

Interview im Glattaler vom 11. Juli 2025
Roger Gallati (FDP) gab diese Woche sein Amt als Gemeinderatspräsident ab.
Im Interview erzählt er, wieso er die Distanz zum Rednerpult auslotete, wie er gegen den Stapi auf dem Eis chancenlos blieb und wie sein Ehemann seine Sitzungsführung beurteilte.
Herr Gallati, Sie haben Ihre Antrittsrede noch im Leepüntsaal geführt. Danach nur noch im Speicher, wo die heutigen Sitzungen des Gemeinderats statt-finden. Ging dieser Übergang problemlos vonstatten?
Roger Gallati: Der Wechsel wurde gut von der Stadt und den Verantwortlichen der Oberen Mühle vor-bereitet. Wir haben vorher zusammen getestet, ob alle innert nützlicher Zeit zum Rednerpult kom-men. Gleichzeitig können die Gemeinderäte nicht zu nahe beim Podium sitzen, weil sonst die erste Reihe wegen des eingeschränkten Sichtfelds den Votanten nicht mehr sieht.
Acht Sitzungen mussten Sie während des Jahrs führen - drei sind ausgefallen. Hatten Sie als höchster Dübendorfer dafür mehr Zeit für repräsentative Aufgaben?
Das mag vielleicht überraschen, aber die Durchführung einer Gemeinderatssitzung ist ein kleiner Teil meiner Arbeit. Denn auch bei abgesagten Sitzungen fand im Vorfeld eine Ratsbürositzung statt. Ich durfte aber – wie auch meine Vorgänger – ganz viele Vereinsveranstaltungen besuchen.
Gab es eine, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Es ist jetzt fast unfair, eine einzelne zu nennen. Ein Beispiel war der Skateathon des EHC Dübendorf. Beim Sponsorenlauf auf dem Eis durfte ich zusammen mit den Spielern mitmachen. Und abgesehen davon, dass ich am nächsten Tag einen Muskelkater hatte, ist es natürlich grossartig zu sehen, wie die aktiven Junioren selber für Sponsoren sorgen und sich dafür engagieren, dass der Verein finanziell möglichst aus eigener Kraft bestehen kann.
Wie geschmeidig haben Sie sich denn übers Eis bewegt?
Wenn man in Dübendorf aufgewachsen ist wie ich, kann man grundsätzlich schon Schlittschuh fahren. Aber ich stand das letzte Mal vor 40 Jahren auf der Eisfläche und war überhaupt nicht trainiert.
Und Sie mussten persönlich Sponsoren akquirieren?
Ja, einige meinten scherzhaft, dass sie nicht pro Runde zahlen würden, sondern für jedes Mal, wenn ich auf dem Eis hinfalle. Ich bin aber nie umgefallen. Wie viele Kilometer ich geschafft habe, weiss ich nicht mehr. Es waren aber sicherlich nicht so viele wie Stadtpräsident André Ingold. Gegen ihn hatte
ich keine Chance.
«Ich freue mich auf meinen demütigen Abstieg nach ganz hinten.»
Als höchster Dübendorfer wurden Sie während Ihres Amtsjahrs bestimmt öfters aus der
Bevölkerung angesprochen. Welche Rückmeldungen sind Ihnen geblieben?
Angesprochen wurde ich etwa auf die Seniorenberatungsstelle, die sich seit Kurzem nicht mehr am
gleichen Ort befindet. Einige wollten wissen, weshalb man nun einen Termin telefonisch oder per
E-Mail abmachen müsse, statt einfach vorbeizugehen. Man vergisst, dass ältere Menschen zum
Teil mit so was überfordert sind.
Vom Bock zurück in den Kreis Ihrer Kollegen zu steigen, bereitet Ihnen keine Mühe?
Nein, ich freue mich – unsere Fraktion sitzt ja hinten im Saal – auf meinen demütigen Abstieg nach ganz hinten (lacht). Ebenso freue ich mich darauf, dass ich wieder Voten halten kann. Als Ratspräsident muss man ja neutral sein, und das ist auch richtig so.
Bis auf das eine Mal, als Sie in den Genuss eines Stichentscheids kamen.
Ja. Während der Budgetdebatte habe ich den Entscheid gefällt, einen Kürzungsantrag zu Klimamassnahmen zu unterstützen, weil in dem fraglichen Umfang noch kein konkretes Projekt vorhanden war.
Sie waren während des Amtsjahrs adrett mit Anzug und Krawatte gekleidet. Werden Sie mit der Rückkehr in den Gemeinderat wieder legerer auftreten?
Ich bin es von Berufs wegen gewohnt, mit einem Jackett und einem Hemd rumzulaufen. Man wird mich im Parlament aber wieder ohne Krawatte antreffen. Noch legerer sieht man mich, wenn ich in kurzen Hosen und Adiletten mit unserem Hund Gino durchs Dorf laufe.
Sie haben in Ihrer Antrittsrede Ihren Ehemann Giusi erwähnt, der im Publikum sass. Er halte Ihnen den Rücken frei und hinterfrage Ihre politischen Ansichten und Ideen kritisch. Hat Ihr Partner während Ihres Amtsjahrs die Sitzungen im Lives-stream verfolgt?
Er gehört zu den gefühlt 20 Leuten, die sich den Livestream immer antun (lacht). Er verfolgt die Sit-
zungen jedes Mal, auch schon zuvor, als ich nicht Gemeinderatspräsident war.
«Ich bin einer, der eine Sitzung zackig leitet»
Und seine Kritik?
Er fand es gut, dass ich die Sitzungen so strikt und rassig durchziehe.
Drückt in dieser Art, wie Sie die Sitzungen geführt haben, eher der Jurist durch oder Ihre Funktion als ehemaliger Bataillonskommandant?
Natürlich ist es hilfreich für so ein Amt, wenn man eine juristische Ausbildung hat. Ich hoffe nicht, dass es unangenehm wirkte, aber ich bin sicher jemand, der eine Sitzung zackig, strukturiert und konzentriert leitet. Eine militärische Kaderausbildung ist sicher auch kein Nachteil, um vor Leuten hinzustehen und effizient durch so eine Sitzung zu führen. Und es sind am Schluss alle froh, wenn eine Sitzung nicht unnötig lang dauert.


